Das falsche Kind - Ein Krimi by Petra Schulz Dieter Bracht

Das falsche Kind - Ein Krimi by Petra Schulz Dieter Bracht

Autor:Petra Schulz Dieter Bracht [Bracht, Petra Schulz Dieter]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Leinpfad Verlag
veröffentlicht: 2015-04-21T16:00:00+00:00


Zweiter Donnerstag: „Das ist ein Stundenzimmer, da liegen immer mal Mädels rum.“

Früh am Morgen machte Marc Kittel sich auf den Weg zum Mainzer Hauptbahnhof. Anders als gestern war er heute bewusst leger gekleidet, um in der Masse der Pendler, Schüler und Studenten nicht aufzufallen. Er hatte sich in eine verschlissene Jeansjacke, abgewetzte Jeans und ein uraltes Sweatshirt geworfen, dazu ausgelatschte Turnschuhe und auf dem Kopf eine knallrote Kappe. Marc Kittel wollte die Schlappe vom Wochenende nicht auf sich sitzen lassen. Und er hatte sich einen Plan zurechtgelegt.

In seiner Jackentasche trug Kittel ein kleines rotes Netz voller Glasmurmeln. Es war gar nicht so einfach gewesen, noch am Mittwochabend bunte Klicker aufzutreiben. Aber Kittel hatte sich an seine Nachbarin erinnert, eine recht gut aussehende, allein erziehende Mutter im Apartment gegenüber. Und so hatte er sich nach seiner Heimkehr aus Kaub mit einer Flasche Rotwein bewaffnet und forsch an der Tür der Nachbarin geklingelt. Die freudige Überraschung in den Augen der jungen Frau war nicht zu übersehen gewesen, als sie den unerwarteten Gast in ihre Wohnung bat. In Windeseile hatte sie Spielsachen, Schnuller und ungebügelte Kinderwäsche von der Wohnzimmercouch geräumt, den Fernseher ausgeschaltet und Weingläser und Knabbergebäck herbeigezaubert. In Kittel wuchs der Verdacht, dass hier nicht oft Besuch vorbeikam und schon gar kein Männerbesuch. Und der weitere Verlauf des Abends hatte seine Vermutung bestätigt. Sein Besuch war ganz und gar nicht so unverbindlich verlaufen, wie Marc Kittel es ursprünglich geplant hatte …

Im Morgengrauen hatte er sich von der jungen Nachbarin verabschiedet, mit dem Versprechen, diesen Abend bald zu wiederholen und mit einem Netz voller bunter Murmeln in der Tasche. Zum ersten Mal in seinem Leben kam sich Marc Kittel wie ein Heiratsschwindler vor.

In seinem eigenen Apartment hatte er dann die Glasmurmeln abgewogen. Das kleine rote Plastiknetz mit den Murmeln, das er jetzt in seiner Jackentasche mit sich trug, wog exakt zweihundert Gramm. Es war genauso schwer wie die Gefriertüte, die Kesselheim aus dem Fenster geworfen hatte. Also müsste Kittels Murmelsäckchen die gleiche Flugbahn haben wie Kesselheims Diamantentüte, vermutete er.

Marc Kittel hatte sich vorgenommen, die Murmeln aus dem Zug werfen, an genau derselben Stelle wie Kesselheim, aber nicht auf das Abrissgrundstück. Da hat die Spurensicherung jeden Stein umgedreht und auch Bender und ich haben nichts gefunden. Dort sind die Diamanten nicht, da war sich Kittel sicher. Aber wie sieht es auf der Gegenseite aus? Bei seinem gestrigen Telefonat mit Moser hatte der Kollege von der Spurensicherung die Gleisseite mit den Fachwerkhäusern als Abwurfstelle definitiv ausgeschlossen, weil sie zu eng und zu gefährlich war. An dieser Stelle hatte die Spusi nicht intensiv gesucht und auch Bender war offenbar der Meinung, dass der Erpresser da nicht gestanden hatte. Und wenn doch? Diese Entführer sind knallharte Typen, denen macht doch ein vorbeifahrender Zug keine Angst! Marc Kittel strebte entschlossen dem Mainzer Hauptbahnhof zu. Und überhaupt, selbst wenn der Kerl da nicht gestanden hat, vielleicht hat Kesselheim die Diamanten ja doch auf dieser Seite aus dem Zugfenster geworfen. Dann liegen sie noch da …

Marc Kittel wollte sein Murmeltütchen auf die Gleisseite mit den Fachwerkhäusern werfen und dann schauen, wo es gelandet war.



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